Bariloche


Die Schweiz von Argentinien. Tatsächlich erinnert der Baustiel der Häuser an unsere Chalets, auch wird überall leckere Schokolade angeboten - wirklich fast wie zu Hause, nur guten Käse gibt es auch hier nicht. 🧀

In Bariloche kann man sich einige Tage vertun ob mit wandern, Fahrrad fahren oder Schokolade essen. Ich habe den berühmten Rundweg mit dem Fahrrad ebenfalls gemacht und am Ende herausgefunden dass wir wohl den schönsten Teil der Strecke irgendwie verpasst haben 😜


Anstelle von einigen eintägigen Wanderungen habe ich den gemäss Argentiniern schönsten Mehrtagestreck gemacht. Ich habe 2 Tage gewartet bis das Nationalpark Büro offen hatte um die nötigen Informationen über Wasser, Wanderwege etc zu erhalten. Den Besuch dieses Offices kann man sich ersparen, den ausser "es ist anstrengend und man wird schwitzen" gab's nicht wirklich schlaue Informationen - auch kein Kartenmaterial. Ich habe die Strecke mit einem Wanderapp geplant - 35 km - 5 Pässe. Das Ganze wollte ich in 3 Tagen laufen. 


So bin ich also los und habe den höchsten Pass bereits am ersten Tag gemacht, den Cerro Lopez mit 2'075m. Die letzten 400 Höhenmeter waren mehr klettern als wandern, da ich aber nicht mehr am gleichen Ort runter musste war mir dies egal. Die Aussicht da oben war phänomenal - atemberaubend. Der Abstieg auf der anderen Seite war naja etwas gefährlich - wenn ich dies rückwirkend anschaue war dieser Abstieg aber einer der einfachsten. 🙊

In einem kleinen Tal zwischen den Bergen stellte ich mein Zelt auf und filterte das Wasser aus einem dreckigen Bach - zum Glück hatte ich Tabletten dabei um das Wasser zu entkeimen.


Am nächsten Tag standen viele Höhenmeter an, weshalb ich mich bei der Morgendämmerung auf den Weg machte. Bereits nach einer Stunde stand ich auf dem windigen, kalten 2ten Pass. Der Abstieg war diesmal harmlos, zog sich aber in die Läge da ich praktisch auf 0 Höhenmeter abstieg. Tja auf der anderen Seite ging es alles wieder hoch was ich runtergelaufen bin.😄 Bereits da hatte ich erste Probleme Wanderwege zu finden. Die Suche nach den besten Wegen raubt einem unglaublich viel Zeit. Ziemlich spät nachmittags erreichte ich den Cab See von wo ich auf einen Argentinier traf, der sich ebenfalls über die fehlende Wegmarkierung beschwerte. Der gute Mann begleitete mich ein Stück den Pass hinauf bevor ich alleine weiterzog. Der Abstieg auf der anderen Seite war ebenfalls mehr ein Weg suchen als ein wandern.  Als es bereits wieder dämmerte erreichte ich müde eine flache Ebene mit einem kleinen Bach wo ich übernachten konnte.


Die Nacht war enorm kalt und morgens als ich aus dem Zelt kroch bemerkte ich das alles Stein und Bein gefroren war. Da ich heute eigentlich das Ende des Trails erreichen wollte stand ich früh auf, rollte mein gefrorenes Zelt zusammen und suchte mit meinem Navi den Weiterweg. Gemäss Navi befand ich mich direkt auf dem Weg und dieser führte durch einen Wald - nur in der Realität war da leider kein Weg durch diesen Gebüsch-Wald. Ich kämpfte mich mit dem Rucksack durch die dichten Büsche, was echt nicht einfach war. Immer wieder fiel ich hin und war von oben bis unten voller Laub.🍂 Irgendwann wurde der Wald felsiger und ich kam an gewissen Stellen nicht mehr mit dem Rucksack auf dem Rücken hoch. Kurzerhand zog ich den Rucksack aus und warf ihn über die Steine - und da bemerkte ich dass mein Handy weg ist. Panisch lief ich alles zurück über die Felsen runter durch den Wald. 😲 Nach einer Stunde erfolglosem Suchen, bemerkte ich dass ich nicht mal mehr meinen Rucksack fand. 🤯 Ich setzte mich auf den einen Felsvorsprung und versuchte zu analisieren auf welchem Felsvorsprung ich meinen Rucksack abgelegt hatte und war froh dass ich diesen dann kurz später auch wieder gefunden habe. Ich sattelte den Rucksack und ging weiter den Berg hinauf - irgendwo da oben müsste ich die Spuren dieses Argentiniers finden - er ist ja dieselbe Route gelaufen - und so war es tatsächlich auch. 🙌🏼 Ich kletterte bis zum Gipfel von wo aus ich erneut eine atemberaubende Aussicht hatte. Ich schaute runter ins Tal und wunderte mich noch wo hier wohl der Wanderweg durch diesen felsigen Abgang ist. Tja und genau so war er - nicht existierend! 🤬  Bei den ersten Schritten löste sich ein grosser Stein und donnerte ins Tal - panisch schaute ich dem Stein nach. Ich hatte wohl noch nie solche Angst vor einem Abstieg. 😱  Durch gutes Zureden und vollste Konzentration setzte ich Fuss um Fuss und kam langsam aber sicher runter. Noch ca. 30m bis es flacher wurde - nun waren es allerdings NUR noch Felsplatten - keine Ahnung wie ich hier runter sollte die Felsplatten waren alle höher als ich selbst. Ich holte die Schur, die normalerweise als Wäscheleine diente, aus meinem Rucksack und seilte meinen Rucksack sicher ab. Tja und nun war ich an der Reihe. Ich versuchte auf meinem Hintern halbwegs sicher da runter zu rutschen - was wohl die dümmste Idee ever war! 2, 3 mal fiel ich kleinere Stücke runter - kam aber mit blauen Flecken davon. Unten angekommen musste ich erst einmal tief Luft holen. Bhu!
Als ich mich von diesem Schrecken erholte versuchte ich mich zu orientieren um herauszufinden auf welchen Berg ich als nächstes musste und da hörte ich Stimmen. 🙌🏼 Ein deutsches Pärchen kam mir entgegen - was für ein Glück! 🍀  Die beiden haben mir den Weiterweg gezeigt wofür ich ihnen unendlich dankbar war.
Bereits als ich wieder auf dem Anstieg war wurde mir bewusst dass ich das Trailende heute nicht erreichen werde. Ich wollte noch über diesen einen Gipfel und hoffte auf der anderen Seite diesen letzten See zu erreichen wo ich übernachten könnte. Der Weg zog sich und der Rucksack drückte mir unglaublich auf die Schultern.
Gegen 16.30 Uhr erreichte ich einen See und war endlos glücklich als ich rausfand dass es der richtige See ist. 🤗 Ich stellte mein Zelt auf und wusste auf einmal wieso mein Rucksack heute so schwer war - aus der Zeltblache flossen bestimmt 1.5l Wasser von der Eisschmelze. 🙊 Ich stellte das komplett durchnässte Zelt auf und sah mich am See um, als ich auf 2 Frauen stiess. Neben dem Zeltplatz gab es eine Art Berghütte die die beiden diese Nacht hüteten. Ich wurde auf ein Glass Wein am Sandstrand eingeladen und musste natürlich meine Geschichte erzählen. Die beiden hatten wohl Mitleit, kochten für mich ein Abendessen und liessen mich in einem ihrer trockenen Zelte schlafen - was für ein Luxus 😍


Am nächsten Morgen lief ich noch zu einem Aussichtspunkt die mir die beiden Mädels empfohlen haben, bevor ich den Abstieg nach Pampa Linda in Angriff nahm. Um 17 Uhr müsste da unten ein Bus fahren.
Kurz nach 15 Uhr schlenderte ich in diese kleine Ortschaft rein als mich ein fitter Wanderer überholte. Ich staunte wie schnell der Mann im Vergleich zu mir unterwegs war und fragte ob er wisse wo der Bus fahre. Schnell stellte sich raus dass der Herr Zürcher ist und ein Auto gemietet hat und so nett wie die Zürcher sind, nahm er mich mit nach Bariloche 😉 Ich war heilroh wieder in Bariloche zu sein und nach einer Dusche fühlte ich mich auch wieder wie neugeboren. 


Was für eine wahnsinns Wanderung! Atemberaubend schön und ein Erlebis das ich wohl nie vergessen werde aber auch nicht mehr unbedingt alleine erleben will 😅